
Wie wirken die verschiedenen Seitenteile?
Als Seitenteil bezeichnet man den Teil eines Gebiss, der außerhalb des Pferdemauls liegt und an welchem die Backenstücke und der Zügel befestigt werden.
Diese Seitenteile beeinflussen maßgeblich die Wirkung des Gebiss: durchlaufende Ringe (wie abgebildet), D-Ringe, Olivenkopf, Schenkel, 3-Ring, 2,5-Ring - die Auswahl ist groß!
Wir haben die wichtigsten Facts zu den Seitenteilen zusammengefasst.

Durchlaufende Ringe
Die durchlaufenden Ringe ermöglichen es dem Pferd, das Gebiss mit der Zunge zu bewegen. Das erreicht eine Druckbefreiung von Zunge und Laden. Das Mundstück wird durch das Pferd unmittelbar in eine neutrale Position gebracht, das Gebiss wirkt also nur auf direkten Zügeldruck.
Dieses Seitenteil bietet dem Pferd keine seitliche Führung und soll ca. 0,5cm auf beiden Seiten vom Maulwinkel entfernt liegen, da sonst die empfindliche Haut durch den Ring eingeklemmt werden kann.
Dieses Seitenstück ist gut für junge Pferde geeignet, die das Gefühl eines Gebiss noch kennen lernen müssen.
Gebisse mit diesem Seitenteil werden als Wassertrense bezeichnet.

Olivenkopfgebiss
Der Olivenkopf verhindert das Einklemmen der Maulwinkel und gibt zusätzlich eine leichte seitliche Stabilität. Aufgrund der Fixierung und der Form des Ringes hat dieses Gebiss eine ruhigere Lage im Pferdemaul.
Olivenkopfgebisse sind in ihrer Wirkung mit Wassertrensen zu vergleichen, allerdings ist die Einwirkung des Zügels etwas direkter. Daher sind Olivenkopfgebisse nicht für Reiter zu empfehlen, die keinen handunabhängigen Sitz haben.
Die Größe soll so gewählt werden, dass das Gebiss seitlich am Maulwinkel anliegt.

D-Ring
Das D-Ring Gebiss hat eine ähnliche Einwirkung wie ein Olivenkopfgebiss, es verhindert das Einklemmen der Maulwinkel und gibt mehr seitliche Stabilisierung und Führung. Das Seitenstück sorgt für Stabilität und Ruhe im Pferdemaul.
Durch den etwas größeren Ring wird die Einwirkung der Reiterhand etwas abgemindert.
Die Größe soll so gewählt werden, dass das Gebiss seitlich am Maulwinkel anliegt.

Schenkeltrense
Die Schenkeltrense ist ein ideales Schulungsgebiss. Die Schenkel geben deutlichen seitlichen Halt und Führung und unterstützen so bei Wendungen. Die Einwirkung ist aufgrund der kleineren Trensenringe direkter.
Dieses Seitenteil wird gerne im Springparcours genutzt, da die seitliche Führung hier hilfreich sein kann. Auch zum Longieren kann dieses Gebiss gut genutzt werden, weil die Lage im Maul nicht durch einseitigen Zug verändert wird.
Die Größe soll so gewählt werden, dass das Gebiss seitlich am Maulwinkel anliegt.

Baucher-Gebiss
Das besondere Seitenteil des Baucher-Gebiss hat zwei Ringe, im oberen Ring wird das Backenstück befestigt, im unteren Ring der Zügel.
Aufgrund dieser festen Verschnallung mit dem Zaum liegt dieses Gebiss sehr ruhig im Pferdemaul und hängt nicht nach unten durch. Durch die festen Seitenteile hat das Baucher-Gebiss eine leichte seitliche Stabilisierung.
Die Wirkung bei angenommenem Zügel geht hauptsächlich auf die Maulwinkel, welche beim Pferd zu mehr Aufrichtung führt.
Auch, wenn man es leicht vermutet, hat dieses Gebiss keine Hebelwirkung. Bei Druck über den Zügel stellt sich das Backenstück nach außen ab.Dieses Seitenteil soll leicht am Maulwinkel anliegen.

4-in-1
Dieses Seitenteil kann in vier verschiedenen Verschnallmöglichkeiten genutzt werden, die eine individuelle Druckverteilung und unterschiedliche Einwirkung ermöglichen.
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Option: Einschnallen des Zaumzeug im oberen kleinen Ring und Einschnallen des Zügels im großen Ring - Wirkung wie eine Wassertrense
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Option: Einschnallen des Zaumzeug im oberen kleinen Ring und Einschnallen des Zügels im kleinen unteren Ring - Wirkung mit leichtem Hebel auf Maul und Genick
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Option: Einschnallen des Zaumzeug im großen Ring und Einschnallen des Zügels im kleinen unteren Ring - größere Wirkung auf das Maul, da die Trensenringe nur begrenzt durchgleiten
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Option: Einschnallen von Aufzieh-Backenstücken durch die kleinen Ringe und Einschnallen von zwei Zügelpaaren, eines im Aufzieh-Backenstück und eines im großen Ring - große Hebelwirkung auf das Genick und Aufzieh-Wirkung auf das Maul. ACHTUNG: Diese Verschnallmöglichkeit sollte nur kurzfristig und von erfahrenen Reitern genutzt werden.
Grundgerüst ist hier ein loser Ring, der durch zwei innenliegende Ringe ergänzt wird. Deshalb sollte dieses Gebiss auf beiden Seiten mit 0,5cm Platz gewählt werden.

3-Ring oder 2,5-Ring
Diese Seitenstücke sind durchlaufende Ringe mit zwei weiteren kleinen Ringen. Im oberen Ring wird das Backenstück verschallt, im mittleren oder unteren Ring der Zügel. Durch eine Verschnallung im unteren Ring erzeugt man sowohl Druck auf das Genick als auch eine Hebelwirkung auf das Mundstück. Das 2,5 Ring ist die etwas sanftere Variante, da der halbe Ring die Hebelwirkung auf Mundstück und Genick verringert.
Dieses Gebiss ist bereits verhältnismäßig scharf, da es mehr Druckpunkte aufweist.
Hier wird wieder etwas Platz zum Maulwinkel benötigt.

Pelham
Das Pelham ist ein Gebiss mit seitlichen Schenkeln, die in der Länge variieren können. Je länger die Schenkel, desto größer der Hebel auf das Genick des Pferdes. Ein Pelham wird mit Kinnkette genutzt, in kleineren Klassen mit einem Zügel über die Pelhamriemchen, die den mittleren und unteren Ring verbinden.
Durch die Verwendung eines Pelhams kann ein Pferd leichter in die Tiefe gestellt werden und wird häufig bei kräftigeren Pferden eingesetzt. Das Pelham-Gebiss ist nicht für unerfahrene Reiter oder Pferde geeignet, da es ziemlich stark wirken kann.